„Das Recht auf Vergessen im Netz ist sehr schwierig durchzusetzen“: Transfergeschichte mit Dieter Huth
Das ZIM ist seit 2005 der Zusammenschluss des früheren Audiovisuellen Medienzentrums mit dem Hochschulrechenzentrum. Mit 42 hauptamtlichen und studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern lässt es sich in sieben große Servicebereiche gliedern. Sie heißen „Anwendungen und Service“, „Medien-Service“, „E-Learning“, „Netzwerk“, „Qualifizierung“, „Zentrale Windows Dienste“ sowie „Zentrale Rechner“ und können von allen Studierenden sowie Hochschulmitarbeitern genutzt werden.
Das Rückgrat der gesamten Einrichtung ist und bleibt jedoch das Netzwerk zusammen mit den zentralen Servern, das jeden digitalen Weg abbildet und die gesamte Arbeit verrichtet, welche wiederum als Service angeboten wird.
Einzig der Verwaltungs-IT-Bereich gehört nicht in die Zuständigkeiten des ZIM, und das irritiert viele Nutzerinnen und Nutzer. „Die Hochschulleitung könnte es zusammenlegen“, sagt der Zentrumsleiter, „aber es wäre nur eine weitere Abteilung im ZIM. Da, wo die Zusammenarbeit den beiden IT-Bereichen Vorteile bietet, haben wir sie umgesetzt“, sagt er und verweist auf die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Dezernat 2.3.
Orientierung und Hilfe
Ein besonderes Serviceangebot aus dem Bereich der Zentralen Windows Dienste (ZWD) ist der sogenannte Arbeitsplatzrechnersupport, für den es noch kein Kürzel gibt. Dieser Dienst steht innerhalb der Bergischen Universität jeder Organisationseinheit auf Anfrage und gegen eine entsprechende Kostenbeteiligung zur Verfügung. Den Kern dieses Teams bilden derzeit ein Systemingenieur und zwei Fachinformatiker. Diese werden ergänzt durch die im ZIM bereits etablierten Bereiche Backup, Infrastruktur, Netzwerk und Virtualisierung. „Es steckt auch der Windows-Serversupport in diesem Bereich“, sagt Huth. „Damit Sie mit Outlook Ihre E-Mails abrufen und alle entsprechenden Funktionalitäten nutzen können, gibt es sowohl redundante Exchange Server als auch einen Fileserver zum Datenaustausch. Also, vom reinen Helfen vor Ort abgesehen, stecken auch Serverdienste dahinter“, betont er.
Damit sich die Studierenden auf dem Campusgelände an seinen drei Standorten, mit 48 Gebäuden, drei Parkhäusern und insgesamt knapp 7.000 Räumen zurechtfinden, bietet das ZIM auch eine eigens für die Hochschule entwickelte Campus-App an. Darin sind neben den stets aktuellen Speiseplänen des Hochschul-Sozialwerks u.a. ein Personenverzeichnis mit Ortsangabe, die in Wusel festgelegten Veranstaltungen, Pressemeldungen und natürlich ein Navigationstool vorhanden.
Im E-Learning Bereich bietet das Zentrum die meisten Qualifizierungsmaßnahmen an, sei es zu den Lernplattformen Moodle und Mahara oder auch anderen Formen der Hilfe zum digitalen Lernen. Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Kooperation der Bergischen Universität und der Namibia University of Science and Technology. Die Entfernung von elftausend Kilometern erfordert die Nutzung modernster Technologie. Dazu werden durch das ZIM Lehrfilme in Wuppertal produziert und Mitarbeiter der afrikanischen Universität geschult. „Es geht darum, Lehrfilme zu erstellen, so dass man diese – on demand – abrufen kann. Eine sehr schöne Zusammenarbeit,“ freut sich Huth, „die Prof. Huber von der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen initiiert hat und an der wir uns gerne aus technischer und inhaltlicher Sicht beteiligen.“ Die Nutzung digitaler Medien mit didaktisch sinnvoll abgestimmter Planung bietet dann die Möglichkeit, die Lehr- und Lernprozesse effektiv zu unterstützen, damit die Studierenden vor Ort optimal betreut werden können.
Der „Medien-Service“, ein weiterer Bereich des ZIM, hält das Tagesgeschäft am Laufen. „Das ist der Hörsaalsupport, der dafür sorgt, dass alle Medientechnik in den Hörsälen und den zentralen Seminarräumen funktioniert, und den Lehrenden zur Verfügung steht“, erklärt der gebürtige Bottroper. Die Bergische Universität verfügt über dreißig Hörsäle mit multimedialer Ausstattung. „Wir sind an der Planung und Weiterentwicklung der Multimedia-Hörsäle beratend beteiligt und weisen die Lehrenden vor der Nutzung individuell ein.“
Digitale Langzeitarchivierung im FoDaKo
Ein langfristiges Projekt seiner Zentralen Einrichtung und der Bibliothek im Verbund mit den Universitäten in Düsseldorf und Siegen beschäftigt sich mit der Langzeitspeicherung von Forschungsdaten. „Das Thema digitale Langzeitarchivierung betrachten wir seit 2011“, sagt Huth. Dazu werden zunächst die Techniken untereinander ausgelotet und die entsprechende Hardware bereitgestellt. „Wir müssen natürlich auch die Forschenden informieren und neben der digitalen Langzeitarchivierung auch Forschungsdatenmanagement betreiben. Und für Forschungsdatenmanagement im Kooperationsverbund steht FoDaKo. Das ist das Management von Forschungsdaten in Kooperation von drei Universitäten, die dann gemeinsam Beratungszentren aufbauen.“ Jede Universität hat somit ein eigenes, mit den anderen Hochschulen vernetztes Beratungszentrum. „Das Thema startet jetzt gerade“, erklärt er, „wir haben damit im vergangenen Jahr ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt für alle drei Standorte gemeinsam einwerben können. Es wird über zwei Jahre inkl. 3 Mitarbeiterstellen gefördert.“
Um diese Arbeit plausibel zu erklären, beschreibt er den aktuellen Stand folgendermaßen: „Wir planen in der momentanen Beschaffungsphase ein Großgerät, also einen Speicherraum, der in Wuppertal, Düsseldorf und Siegen stehen wird und untereinander vernetzt ist. Abhängig von den Bedürfnissen wird das ein gemeinsamer Speicherbereich sein. Und damit sorgen wir auch für eine Ausfallsicherheit, für einen Schutz der Daten, indem wir sie auf den drei Speicherorten verteilt ablegen.“ In Absprache mit den Forschenden werden natürlich nur die Daten an anderen Orten gespeichert, die die Wissenschaftler und ihre Kooperationspartner freigeben. Huth weiß, dass in Zeiten von Datenklau und Hackerangriffen nur eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ein solches Projekt langfristig sichern kann. „Das sind ganz klare Vorgaben, die man beachten muss. Wenn ich in der Cloud etwas abspeichere, dann muss ich dem glauben, was mir der Anbieter sagt. Ich muss wissen, wo die Daten sind.“
Das Recht auf Vergessen
Daher empfiehlt Huth allen Nutzern, bei Aktivitäten in den sozialen Netzwerken das Kleingedruckte zu lesen. Auch wenn viele Nutzer die Allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht immer en Detail studieren, bieten diese nach Huths Meinung die einzige Rechtsgrundlage, nach der man bei Problemen ansetzen kann. „Ich finde es wichtig, dass man die Menschen darauf aufmerksam macht. Ich habe die Möglichkeit, mich über die AGBs zu informieren, ich habe die Möglichkeit, zu schauen, wo sind meine Daten, wer ist dafür haftbar und an wen vor allem kann ich mich wenden, wenn ich möchte, dass meine Daten da nicht mehr liegen. Das Recht auf Vergessen ist im Internet sehr schwierig durchzusetzen, weil das Internet an allen Ecken und Enden mit Archiven auch nachgespeichert wird. Die Daten bestehen dann noch länger. Aber ich habe das Recht darauf, dass meine Daten nicht mehr allen zur Verfügung stehen. Wenn ich bei Facebook oder Twitter sage, `Leute, ich gehe jetzt hier raus und meine Daten gehen mit, meine Posts werden jetzt bitte alle gelöscht´, dann will ich mir als Nutzer dieser Dienste dieses Recht auch vorbehalten.“
Auf die Folgefrage nach der wichtigsten Aufgabe seiner Abteilung nennt er spontan dann auch die Sicherheit. „Momentan halte ich die Sicherheit, soweit man sie gewährleisten kann, für den wichtigsten Aspekt, den wir haben.“ Zurzeit beschäftigt sich auch der Hochschulrat mit der Frage nach der Sicherheit der Hochschuldaten, und eine Stellungnahme gemeinsam mit der Hochschulverwaltung zur Befürchtung von Computerkriminalität liegt auch bereits vor. Huth macht deutlich: „Ich denke, unsere Daten sind so sicher, wie man sie mit vernünftigem Aufwand entsprechend gestalten und sicher machen kann.“ Eine einhundert prozentige Sicherheit kann niemand garantieren, dazu kennt jeder zu viele Beispiele von Hackerangriffen. „Und wir hören ja nur von denen, die publik werden. Vieles wird auch von den Firmen unter der Hand gehalten, weil sie ihren guten Ruf nicht beschädigen wollen“, weiß der Fachmann. „Wie schnell eine falsche E-Mail geöffnet wird oder man in Gedanken auf irgendetwas zu schnell geklickt hat, weiß sicher jeder Nutzer, und dann ist man schnell dabei, sein Passwort zu ändern, um größerem Schaden vorzubeugen.“ Doch Panikmache liegt Dieter Huth fern und so sagt er abschließend: „Wir haben schon ein hohes Sicherheitsniveau.“
ZIM, ein kleines hochschulinternes Akronym für eine Einrichtung mit einer gewaltigen Verantwortung.
Uwe Blass
Weitere Transfergeschichten unter www.transfer.uni-wuppertal.de/transfergeschichten.html
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Dieter Huth studierte Mathematik und Philosophie in Essen und arbeitet seit 2013 als Leiter des Zentrums für Informations- und Medienverarbeitung an der Bergischen Universität.
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