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Deutsche Forschungsgemeinschaft richtet in Wuppertal Graduiertenkolleg ein

09.11.2015|15:08 Uhr

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zur weiteren Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland 16 neue Graduiertenkollegs ein, darunter auch eines an der Bergischen Universität Wuppertal. Dies beschloss jetzt der zuständige Bewilligungsausschuss auf seiner Herbstsitzung in Bonn. Das Graduiertenkolleg „Dokument – Text – Edition“ wird zum 1. April 2016 in Wuppertal eingerichtet. Alle 16 neuen Graduiertenkollegs werden zunächst viereinhalb Jahre lang gefördert und erhalten in dieser Zeit insgesamt etwa 72 Millionen Euro.

Das Graduiertenkolleg „Dokument – Text – Edition. Bedingungen und Formen ihrer Transformation und Modellierung in transdisziplinärer Perspektive“ nutzt die an der Bergischen Universität Wuppertal sowie beim Kooperationspartner, der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, vorhandenen Forschungsschwerpunkte im Bereich der Edition. Getragen wird das Graduiertenkolleg von den Fächern Druck- und Medientechnologie, Germanistik, Geschichte, Klassische Philologie, Philosophie sowie evangelische Theologie der beiden Hochschulen.

Der Rektor der Bergischen Universität, Prof. Dr. Lambert T. Koch betonte, dass die Bewilligungsnachricht in der Hochschulleitung und bei ihm persönlich in mehrerlei Hinsicht große Freude ausgelöst habe. Zum einen sei jedes von der DFG geförderte Graduiertenkolleg ein Prestige-Erfolg für die Forschung und Nachwuchsförderung einer Universität. Zum anderen sei in diesem Fall speziell die hohe Interdisziplinarität des Themas, das in der fachlichen Vielfalt der Beteiligten seinen Ausdruck finde, überaus bemerkenswert. Im Kern werde ein für viele Disziplinen traditionell wichtiges Thema in der Weise weiterentwickelt, dass es sich modernen Technologien und deren neuen Gestaltungsoptionen öffne.

Das Graduiertenkolleg untersucht die fachspezifische Edition von Dokumenten. Dazu werden Arbeiten zur Editionstheorie und theorierelevante Einzeleditionen verknüpft. Das Feld des Edierens wird so abgesteckt und an die (fach-)wissenschaftliche Nutzung der Editionen rückgebunden. Dabei werden auch medientechnologische Neuerungen der digitalen Ära mit einbezogen. Die Doktorandinnen und Doktoranden sollen gemeinsam in einer Editionswerkstatt arbeiten – einer editionspraktischen Verständigungsplattform, die sowohl als ein realer und virtueller Raum existiert. Die erste Phase des Graduiertenkollegs ist stärker auf die Erarbeitung von konkreten Ergebnissen in den beteiligten Fächern ausgerichtet, während die zweite Phase darauf aufbauend in umfangreicherem Maße transdisziplinäre Aspekte und deren konzeptionelle Einbeziehung in einzelfachübergreifende digitale Editionslösungen fokussiert. Ziel des Kollegs ist letztlich die Erarbeitung einer „Grammatik des Edierens“.

„In allen historisch-philologisch arbeitenden Wissenschaften bilden Texte in Form von Editionen den maßgeblichen Orientierungsrahmen des Forschens und Lehrens“, sagt Prof. Dr. Jochen Johrendt, Sprecher des Wuppertaler Graduiertenkollegs. In dem neuen Kolleg werden erstmals die von Fach zu Fach unterschiedlichen Bedingungen und Formungen von Editionen übergreifend diskutiert werden. „Denn ein und dasselbe Schriftstück würde von einer Theologin anders ediert werden als von einem Historiker oder einer Germanistin, um nur drei der beteiligten Disziplinen zu nennen“, so Historiker Johrendt.

Das Graduiertenkolleg geht in einem logischen Dreischritt vor: Es fragt zunächst unter der Rubrik des „Dokuments“ nach dem eigentlichen Gegenstand der Edition in den beteiligten Fächern, da deren jeweilige Auffassungen bisher kaum fachspezifisch explizit und vor allem auch transdisziplinär nicht hinreichend thematisiert wurden. Im zweiten Themenbereich wird der „Text“ als emergentes Produkt editorischer Prämissen und der Arbeit am Dokument behandelt. Dabei werden spezifische disziplinäre Erkenntnisinteressen und die Rezeption der konkreten Editionen mit einbezogen. Auf dieser Basis gelangt das Kolleg im dritten Themenbereich „Edition/Editorik“ von Erkenntnisdifferenzen der Fächer zu transdisziplinären Theoriebausteinen. Hier werden medientechnologische Neuerungen der digitalen Ära konzeptionell einbezogen und nicht als apparativ nachgelagert angesehen.

Die das Graduiertenkolleg tragenden Wissenschaftler sind Historiker Prof. Dr. Jochen Johrendt (Bergische Universität, Sprecher des Graduiertenkollegs), der Ev. Theologe Prof. Dr. Martin Karrer (Kirchliche Hochschule Wuppertal-Bethel, Stellvertretender Sprecher) sowie Historiker Prof. Dr. Armin Eich, Philosoph Prof. Dr. Gerald Hartung, Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula Kocher, Germanist Prof. Dr. Wolfgang Lukas, Ev. Theologe Prof. Dr. Claus-Dieter Osthövener, Prof. Dr. Karl-Heinrich Schmidt (Elektronische Medien), Prof. Dr. Christoph Schubert (Klassische Philologie/Latein), Historikerin Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer (Neuere und Neueste Geschichte) und Jun.-Prof. Dr. Stefan Weise (Klassische Philologie / Griechisch).

Prof. Dr.<br />Jochen Johrendt

DFG geförderte Graduiertenkollegs gibt es seit 1990. Aktuell fördert die DFG insgesamt 189 Graduiertenkollegs. Davon sind 30,7 Prozent im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften angesiedelt, 23,8 Prozent in den Lebenswissenschaften, 30,2 Prozent in den Naturwissenschaften und 15,3 Prozent in den Ingenieurwissenschaften. Hinzu kommen die jetzt bewilligten 16 Kollegs, sobald diese ihre Arbeit aufnehmen.

www.dfg.de

Kontakt:
Prof. Dr. Jochen Johrendt
Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften
E-Mai ljohrendt[at]uni-wuppertal.de

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