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Jugendliche und Alkohol: Wuppertaler Bildungsforscherin untersucht Kampagne „Alkohol? Kenn dein Limit“

09.01.2015|09:49 Uhr

Unter Jugendlichen ist „Komasaufen“ ein großes Problem und kommt nicht nur in Deutschland immer häufiger vor. Als Reaktion startete die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Kampagne „Alkohol? Kenn dein Limit“ und veröffentlichte Werbespots, Poster und Anzeigen, um Jugendliche und junge Erwachsene für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu sensibilisieren. Dr. Sabine Glock, Vertretungsprofessorin für Empirische Schulforschung an der Bergischen Universität, hat die Effektivität der Kampagne untersucht und ihre Forschungsergebnisse jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „British Journal of Health Psychology“ veröffentlicht.

Theoretische Modelle gehen davon aus, dass Alkoholkonsum durch verschiedene Konzepte beeinflusst wird, die mit Alkohol in Verbindung stehen. Ein wichtiges Konzept sind Erwartungen, die Personen mit dem Trinken von Alkohol assoziieren. „Diese Ergebniserwartungen sind nicht nur negativ, wie der ‚Kater‘ am nächsten Morgen, sondern auch positiv, wie beispielsweise das Gefühl durch Alkoholkonsum geselliger und aufgeschlossener zu sein“, sagt Sabine Glock.

Solche Erwartungen werden auch in den Postern der „Kenn dein Limit“-Kampagne angesprochen. Ein weiteres wichtiges Konzept sind die Einstellungen von Personen gegenüber Alkohol. Sowohl Erwartungen als auch Einstellungen haben Einfluss auf den Alkoholkonsum: Positivere Ergebniserwartungen und positivere Einstellungen gehen mit höherem Alkoholkonsum einher.

Die theoretischen Modelle betonen nicht nur die Relevanz der beiden Konzepte für den Alkoholkonsum; sie gehen auch davon aus, dass sie sowohl auf einer automatischen, impliziten Ebene als auch auf einer kontrollierten, expliziten Ebene wirken. „Implizite Konzepte sind automatische, spontane Assoziationen und Einstellungen, die aktiviert werden, sobald Alkohol in der Situation präsent ist. Explizite Konzepte erfordern hingegen das bewusste Reflektieren über die Assoziationen und Einstellungen“, erklärt die Wuppertaler Bildungsforscherin.

Dr. Sabine Glock

In zwei Experimenten überprüfte sie den Einfluss der Poster auf implizite und explizite Ergebniserwartungen, implizite und explizite Einstellungen und Trinkintentionen von jungen Erwachsenen. Das Ergebnis: Die Poster erzielten eine Wirkung auf impliziter Ebene: Die impliziten Einstellungen gegenüber Alkohol wurden negativer und die impliziten Assoziationen zeigten an, dass die Poster vor allem die negativen Ergebniserwartungen berührten.

„Damit konnten wir eine Effektivität der Poster nachweisen. Nach nur einmaliger Konfrontation mit den Postern wurden die automatischen, mit Alkohol verbundenen Konzepte verändert“, so Sabine Glock. Eine Veränderung auf expliziter Ebene konnte nicht nachgewiesen werden. Gründe dafür soll jetzt weitere Forschung finden.

Glock, S., Klapproth, F. & Müller, B. C. N.: Promoting Responsible Drinking? A Mass Media Campaign Affects Implicit But Not Explicit Alcohol-Related Cognitions and Attitudes. In: British Journal of Health Psychology. (Link)

Kontakt:
Dr. Sabine Glock
School of Education – Institut für Bildungsforschung
Telefon 0202/439-3082
E-Mail glock[at]uni-wuppertal.de

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