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„Teilen statt Besitzen“ in der Wohnungswirtschaft weit verbreitetErgebnisse einer bundesweiten Online-Befragung von Wohnungsunternehmen

03.11.2016|11:38 Uhr

Bundesweit erstmalig wurden im ersten Halbjahr 2016 rund 2.000 Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen und seiner Regionalverbände zu ihren Angeboten zu Share Economy – dem Teilen, gemeinsamen Nutzen und Organisation gemeinschaftlicher Aktivitäten – befragt. Die Online-Befragung wurde durchgeführt vom Fachgebiet Ökonomie des Planens und Bauens der Bergischen Universität Wuppertal unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Guido Spars und dem Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der Fachhochschule Erfurt. Jetzt haben die Forscher ihre Befragungsergebnisse veröffentlicht.

Ältere und Familien sind Hauptzielgruppen der Sharing-Angebote. Der Trend des Teilens, gemeinsamen Nutzens sowie die Organisation gemeinschaftlicher Aktivitäten sind in der Wohnungswirtschaft bereits seit langem etabliert. Dabei werden, entgegen dem aktuellen kommerziellen Trend von Sharing-Plattformen, in der Wohnungswirtschaft nicht nur jüngere Zielgruppen angesprochen. Laut Aussagen der Wohnungsunternehmen richten sich die Angebote in den Quartieren vermehrt an ältere Bewohner, aber auch an Familien. Insbesondere einkommensschwache Haushalte können durch entsprechende Angebote, wie Gemeinschaftsräume und Car-Sharing, die eigenen Kosten reduzieren.

Positive Effekte sind Imageverbesserung, Nachbarschaftsstärkung und Kostenreduktion. Auch Wohnungsunternehmen profitieren vom breiten Spektrum der Sharing-Angebote, die von gemeinschaftlich genutzten Gärten über Gemeinschafts- und Veranstaltungsräume oder gemeinschaftlichen Wohnformen bis hin zu innovativen Mobilitätsangeboten wie E-Car-Sharing oder E-Bike-Verleih reichen. Zu den positiven Haupteffekten zählen dabei laut der befragten Wohnungsunternehmen die Imageverbesserung, die Stärkung der Nachbarschaften vor Ort sowie die Reduzierung der Kosten.

„Diese Effekte sind interessant für die Debatte um bezahlbares Wohnen und damit für einkommensschwache Haushalte“, so Prof. Dr. Heidi Sinning, Projektleiterin vom ISP – Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der FH Erfurt. „Bedeutsam wäre eine breite Diskussion mit der Wohnungswirtschaft, denn für den derzeit stattfindenden umfangreichen neuen Wohnungsbau, aber auch für die zu sanierenden Bestandsgebäude, sollte überprüft werden, welche Sharing-Ansätze dort berücksichtig werden können.“

Traditionelle Dienstleistungsangebote sind verbreitet, innovative Sharing-Angebote sind noch unterrepräsentiert. In den zehn abgefragten Bereichen der potentiellen Sharing-Ansätze ergab sich, dass erwartungsgemäß ein hoher Anteil der befragten Wohnungsunternehmen Mieter- und Gemeinschaftsgärten sowie dazugehörige Infrastruktur anbietet (71 %). Relativ weit verbreitet sind auch verschiedene Formen von Veranstaltungs- und Gemeinschaftsräumen (62,1 %), gemeinschaftliche Wohnformen (51,7 %) sowie Mobilitätsangebote (51,1 %).

Bei vielen der abgefragten Angebote handelt es sich um traditionelle Servicedienstleistungen für die Mieter, wie Wasch- und Trockenräume, Gästewohnungen oder auch Stellplätze für Fahrräder, Kinderwagen oder ähnlichem, die gleichzeitig Angebote einer Share Economy darstellen. Seltener sind bislang noch innovative Angebote im Bereich Tausch- und Leihbörsen, Ernährung oder Wissen.

Der vollständige Befragungsbericht 2016 ist auf der Website des Forschungsinstituts ISP unter: https://www.fh-erfurt.de/fhe/isp/forschung/projekte/kosewo/ als Download verfügbar.

Die Befragungsergebnisse wurden veröffentlicht im Rahmen des Forschungsprojekts „Nachhaltige Konsummodelle der Share Economy in der Wohnungswirtschaft“, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Kontakt:
Fachgebiet Ökonomie des Planens und Bauens der Bergische Universität Wuppertal
Prof. Dr.-Ing. Guido Spars, spars[at]uni-wuppertal.de, Telefon 0202/439-4323
Dipl.-Ing. Michael Heinze, heinze[at]uni-wuppertal.de, Telefon 0202/439-4324

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