Wuppertaler Institut für Unternehmensforschung und Organisationspsychologie nimmt seine Arbeit auf
„Aufgabe des WIFOP ist es, Brücken zu bauen“, erklärte Prof. Dr. Nils Crasselt, Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, „zwischen den Disziplinen, in die Region hinein und – mit Blick auf die Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Rainer Wieland und Prof. Dr. André Betzer – auch über Generationen hinweg.“ Im Vordergrund würden dabei zwei Forschungsfelder stehen: die gesundheitsförderliche und ökonomisch erfolgreiche Gestaltung von Arbeit sowie die empirische Finanzmarktforschung mit Fokus auf Unternehmensfinanzierung und Corporate Governance.
Das Bild der Brücke spielte auch bei der Darstellung von Zielen, Visionen und Aktivitäten des neuen Instituts immer wieder eine Rolle. So stellte Prof. Dr. Wieland heraus, dass sich die gemeinsame Forschung zukünftig sowohl um das menschliche Verhalten als auch um das Denken und Fühlen drehen werde, das für dieses Verhalten verantwortlich sei. Die Integration von Psychologie und Wirtschaftswissenschaft lasse sich dabei am treffendsten mit dem Begriff „Psychoökonomie“ umschreiben.
Prof. Dr. Betzer präsentierte gemeinsam mit Jun.-Prof. Dr. Markus Doumet, der ebenfalls im Vorstand des neuen Instituts sitzt, ein erstes Projekt mit direkter Anbindung an die Region: das Regionale Konjunkturbarometer. Dahinter verbirgt sich eine regelmäßige Online-Befragung mit dem Ziel, die wirtschaftliche Lage und Entwicklung im Bergischen Städtedreieck abzubilden.
Die anschließenden Vorträge nahmen verschiedene Aspekte der Arbeitsgestaltung ins Visier. Prof. Dr. Wieland ging beispielsweise der Frage nach, warum die Arbeit der Zukunft die (Arbeits)Psychologie brauche. Seine These: „Durch neue Arbeitsformen werden sowohl die psychisch bedingte Beanspruchung als auch Fehlzeiten zunehmen. Deshalb müssen wir uns stärker den Individuen und ihrem Befinden zuwenden.“ Eine Möglichkeit bestehe darin, Mitarbeitenden vollständige Tätigkeiten mit viel Handlungsspielraum und wenig Arbeitsstörungen zu übertragen. Dadurch lasse sich das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden steigern.
Prof. Dr. Conny Antoni, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, stellte in seinem Vortrag die wissenschaftlichen Herausforderungen der Arbeit 4.0 heraus. Gefragt sei zum Beispiel die Entwicklung valider Methoden zur prospektiven, menschengerechten und effizienten Gestaltung von Arbeit – und zwar unter Berücksichtigung digitaler sozio-technischer Systeme sowie digitaler Führungs- und Kooperationsprozesse. Auch angewandte Forschung zur Implementierung und Evaluation betriebsspezifischer Lösungen müsse betrieben werden, so der Wissenschaftler.
Durch die Brille des Unternehmers blickte Prof. Götz W. Werner auf Arbeit 4.0. Dabei war die Botschaft des Gründers der Drogeriekette dm vermeintlich simpel: „Unsere Aufgabe ist es, aus einem Einkommens- einen Lebensarbeitsplatz zu machen. Die Menschen kommen schließlich nicht nur zu uns, weil sie Geld brauchen. Sie müssen einen Sinn in ihrer Tätigkeit erkennen und dazu gewonnen werden, mitzuhelfen.“ Diese Art der intrinsischen Motivation funktioniere allerdings nur, wenn man extrinsische Motivation unterlasse, lautet seine Überzeugung.
Der Frage, wie die Zukunft der Arbeit gelingen kann, widmete sich auch der Autor und Unternehmensberater Dr. Felix Frei. „Das Ziel heißt: keine Hierarchien“, formulierte er. „Stattdessen müssen die Mitarbeitenden lernen, Verantwortung zu übernehmen.“ Dazu wiederum brauche es Ich-Entwicklung und eine neue Art der Führung. Aktuell sei aber höchstens ein Drittel der Führungskräfte in der Lage, dieses zu leisten.
Den Abschluss der Eröffnungsveranstaltung bildete eine Podiumsrunde. Zur Diskussion standen u.a. folgende Fragen: Wie wird diese Gesellschaft morgen aussehen? Was sichert ihren Zusammenhalt? Und an welchen Werten wird sie sich ausrichten? Antworten kamen von Prof. Dr. Koch, Ralf Putsch (KNIPEX, Wuppertal), Dr. Kai Seiler (Präsident des Landesinstituts für Arbeitsgestaltung), Prof. Werner und Gunther Wölfges (Vorstand der Stadtsparkasse Wuppertal). Die Moderation lag in den Händen der Journalistin Claudia Dichter.