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Zehn Jahre Zentrum für Erzählforschung: „Das ZEF hat sich zu einem der einflussreichsten akademischen Zentren seiner Art entwickelt“

05.02.2018|10:00 Uhr

Der kulturellen Handlungsform Erzählen Rechnung tragen und sie nicht nur als ein Spezifikum der Literatur verstehen – so lautet die Zielsetzung, mit der das Zentrum für Erzählforschung (ZEF) der Bergischen Universität Wuppertal vor zehn Jahren gegründet wurde. Wie sich die wissenschaftliche Arbeit seither entwickelt hat, wo aktuelle Forschungsschwerpunkte liegen und in welchem Rahmen das Jubiläum gefeiert wird, verrät die Geschäftsführende Direktorin des ZEF, Prof. Dr. Katharina Rennhak, im Interview.

Prof. Dr. Katharina Rennhak<br /><span class="sub_caption"> Foto F. v. Heyden</span>

Was waren die ersten Forschungsprojekte nach Gründung des ZEF?

Prof. Dr. Rennhak: Einer der zentralen Gründungsmomente war sicherlich die internationale Konferenz zum Thema „Narratologie und Interdisziplinarität“ 2008. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Veranstaltung haben Prof. Dr. Roy Sommer und Prof. Dr. Sandra Heinen in dem Band Narratology in the Age of Cross-Disciplinary Narrative Research zusammengetragen.

Wie ging es danach weiter?

Prof. Dr. Rennhak: Wir haben in der Folgezeit immer wieder zu interdisziplinären Tagungen und Kolloquien eingeladen. Ein weiterer Meilenstein war die Gründung von DIEGESIS, der ersten interdisziplinären Online-Zeitschrift für Erzählforschung. Sie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen einer Anschubfinanzierung gefördert. Die Herausgeberschaft liegt in den Händen von ZEF-Mitgliedern, deren Arbeit ein internationaler Beirat betreut.

Wie ordnen Sie die Bedeutung des ZEF an der Bergischen Universität ein?

Prof. Dr. Rennhak: Mit seinen Projekten rund um das Phänomen des Erzählens hat das ZEF in den vergangenen Jahren wesentlich zur Schärfung einer der sechs Profillinien der Bergischen Universität beigetragen. Und zwar der Linie „Sprache, Erzählen und Edition“. Unser Ziel ist es, die kulturelle Handlungsform Erzählen als einen „in der Lebenswelt allgegenwärtigen Modus der Auffassung, Strukturierung, Deutung und Vermittlung von realen oder imaginierten Erfahrungen, von Wissen, Vorstellungen und Intentionen“ zu verstehen – wie es denn auch an entsprechender Stelle im Leitbild der Bergischen Universität heißt.

Und mit Blick über die Hochschulgrenze hinaus…

Prof. Dr. Rennhak: …hat sich das ZEF zu einem der wichtigsten und wahrscheinlich auch einflussreichsten akademischen Zentren seiner Art im deutschsprachigen Raum entwickelt. Das spiegelt auch die Zahl der engagierten Forscherinnen und Forscher wider: Momentan verzeichnen wir 58 ordentliche und 59 auswärtige assoziierte Mitglieder aus verschiedenen, vornehmlich geisteswissenschaftlichen Disziplinen mit philologischem Schwerpunkt.

Um ihre Aktivitäten zu bündeln und in einen übergeordneten Diskussionszusammenhang zu stellen, findet das traditionelle „Narratologische Kolloquium“ des ZEF seit dem Wintersemester 2016/17 unter dem Motto „Erzählen und Wirklichkeit“ statt. Im Rahmen des Narratologischen Kolloquiums organisieren wir jedes Semester Vortragsreihen und Workshops zu verschiedenen Aspekten des literarischen und nicht-literarischen Erzählens.

Wo liegen aktuelle Forschungsschwerpunkte?

Prof. Dr. Rennhak: Wir befassen uns schon seit längerem mit dem Zusammenhang von Erzählen und Wirklichkeit – auch im Bereich des nicht-literarischen Erzählens. Unsere Grundannahme ist dabei, dass unser Wirklichkeitsverständnis wesentlich dadurch geprägt ist, dass wir uns unser Erleben erzählen. Ein Thema, das auch im Zentrum der Konferenz „Postfaktisches Erzählen?“ vom 6. bis 8. Februar in Wuppertal steht, die u.a. mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird.

Im Zuge dieser Veranstaltung wird auch das 10-jährige Jubiläum des ZEF gefeiert?

Prof. Dr. Rennhak: Ganz genau. Diese Konferenz ist unser bislang größtes gemeinsames Projekt seit der Gründungskonferenz 2008. Sie führt Fachleute aus unterschiedlichen Ländern und Disziplinen an die Bergische Universität. Vertreten sind beispielsweise die Seoul National University, die University of Oregon, die Vrije Universiteit Brussel, die KU Leuven und die Universität Basel. Als Keynote-Sprecher konnten wir u.a. Prof. Dr. Albrecht Koschorke von der Universität Konstanz gewinnen. Er hat unlängst ein breit rezipiertes und viel diskutiertes Buch geschrieben mit dem Titel Wahrheit und Erfindung: Grundzüge einer Allgemeinen Erzähltheorie. In seinem Vortrag befasst er sich mit der Frage „Wem gehört die Wirklichkeit?“

Als Transferprojekt ist auch ein Podiumsgespräch in der CityKirche Elberfeld geplant. Dabei beleuchten Medienvertreter und Wissenschaftler die aktuelle journalistische Praxis – mit Blick sowohl auf das Postfaktische im Allgemeinen als auch auf das postfaktische Erzählen im Besonderen. Ich bin sehr gespannt, welche Einsichten uns die Experten dabei gewähren.

www.zef.uni-wuppertal.de
http://postfaktischeserzaehlen.uni-wuppertal.de
www.kidc.de

Kontakt:

Prof. Dr. Katharina Rennhak
Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Erzählforschung (ZEF)
Telefon 0202 439-22 59
E-Mail rennhak[at]uni-wuppertal.de

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