Universitätskommunikation – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

„Happy Power Hour – Strom“ startet im Bergischen Städtedreieck

21.01.2014|09:57 Uhr

Strompreise für die Bergische Industrie zu entwickeln, die auf die Verfügbarkeit grünen Stroms dynamisch reagieren – das ist das Ziel eines neuen Forschungsprojekts. Das Projekt soll einen wichtigen Beitrag zur Integration von erneuerbaren Energien leisten, dafür arbeiten Wissenschaft und Industrie eng zusammen. Die Projektpartner – die Bergische Universität Wuppertal, die Wuppertaler Stadtwerke, der Wupperverband sowie die Unternehmen Exor GmbH, KNIPEX-Werk C. Gustav Putsch KG und Muckenhaupt & Nusselt GmbH & Co.KG – stellten gestern Einzelheiten zum Projekt vor. „Happy Power Hour – Strom“ wird mit 415.000 Euro vom NRW-Umweltministerium gefördert. Die „Neue Effizienz“ (Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz), ein An-Institut der Bergischen Universität Wuppertal, kümmerte sich um die notwendigen Fördergelder für die Umsetzung.

Gruppenfoto Projektpartner Happy Power Hour

(v.l.n.r.): Christian Lehmann (Muckenhaupt & Nusselt), Dr.-Ing. Wilhelm Eckert (Knipex), Dr.-Ing. Volker Erbe (Wupperverband), Andreas Feicht (Wuppertaler Stadtwerke), Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek (Bergische Universität), Jochen Stiebel (Neue Effizienz), Christoph Müller (Exor).<br /><span class="sub_caption"> Klick auf das Foto: Größere Version<br /> Foto Michael Mutzberg</span>

„Mit unserem Projekt wollen wir ergründen, welche Grundlagen im industriellen Sektor für die Anpassung des Stromverbrauchs an das Stromangebot geschaffen werden müssen. Dies umfasst sowohl die technischen Voraussetzungen als auch die Ausgestaltung eines innovativen und flexiblen Stromtarifs“, sagt Initiator und „Projektvater“ Dr.-Ing. Markus Zdrallek, Professor für Elektrische Energieversorgung an der Bergischen Universität Wuppertal und Wissenschaftlicher Direktor der Neuen Effizienz.

Die Neue Effizienz ermöglicht die Durchführung des Forschungsprojektes, übernahm die Antragsstellung für die Förderung und realisierte die Kooperation der Beteiligten. Prof. Zdrallek und sein Team an der Bergischen Universität übernehmen die wissenschaftliche Expertise.

In der Theorie soll der Produktionsprozess von Industrieunternehmen so beeinflusst werden, dass beispielsweise Maschinen oder Lüftungsanlagen verstärkt in Betrieb genommen werden, wenn die Bedingungen für erneuerbare Energien optimal sind und damit der Strompreis günstig ist. Prof. Zdrallek: „Die Strompreise in Deutschland sind höchst unterschiedlich. Bei viel Wind und Sonne fallen die Preise stark, in Ausnahmefällen sogar bis in den negativen Bereich. Die Idee von ‚Happy Power Hour – Strom‘ besteht darin, diese niedrigen Strompreise in Form eines dynamischen Systems an die Kunden weiterzugeben und gleichzeitig möglichst viel Verbrauch in die Phasen zu verschieben, in denen viel Strom da ist.“

Damit Industrieunternehmen von dem dynamischen Strompreissystem profitieren können, ist die Entwicklung entsprechender Tarifmodelle notwendig. Davon versprechen sich die WSW Energie & Wasser AG als Projekt-Partner sogar Wettbewerbsvorteile. „Durch das Projekt werden wir noch stärker vom reinen Energielieferanten zum Energiedienstleister, indem wir für den Kunden ein Energiemanagementsystem entwickeln und ihn dabei begleiten, möglichst effizient mit Energie umzugehen“, erklärt Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der WSW Energie & Wasser AG.

Neben flexiblen Tarifen ist auch eine intelligente Automatisierungs- und Regeltechnik nötig. Sie wird von der Wuppertaler EXOR GmbH entwickelt. Geschäftsführer Christoph Müller sieht die Herausforderung darin, die Kommunikation von außen, also von den Stadtwerken, in ein Unternehmen zu bringen und dort mit Prozessen verbinden zu können. „Unsere Rolle besteht im Prinzip darin, eine Kommunikation zwischen verschiedenen Maschinen herzustellen und in die Rolle des Übersetzers zu schlüpfen. Denn nur wenn man weiß, wie Prozesse funktionieren und wie sie gesteuert sind, kann man auch Einfluss darauf nehmen.“

Drei Bergische Unternehmen – der Zangenhersteller KNIPEX-Werk C. Gustav Putsch KG, das Kabelwerk Muckenhaupt & Nusselt GmbH & Co. KG sowie der Wupperverband – beteiligen sich an dem Projekt und ermöglichen seine Durchführung in der Praxis.

Welche Chancen sich durch „Happy Power Hour – Strom“ für das KNIPEX-Werk ergeben könnten, beschreibt der technische Leiter Dr.-Ing. Wilhelm Eckert: „Sehr interessant ist der Bereich Gebäudeausstattung. Wenn es keine extremen Wetterlagen gibt, ist es häufig kein Problem, die Heizung, die Warmwasserversorgung oder die Lüftungsanlage herunterzufahren oder abzusenken. Im technischen Bereich könnte man an Oberflächen- oder Wärmebehandlungen denken, die nicht an einem festen Zeitpunkt hängen und die man gegebenenfalls um eine Stunde vor- oder zurückziehen kann.“

Für Dr.-Ing. Volker Erbe vom Wupperverband geht es bei dem Projekt vor allem darum, Handlungsspielräume auszuloten. „Über das Jahr gesehen streben wir als Wupperverband eine Energieautarkie an. Wir wissen aber, dass wir uns in Zukunft neue Gedanken machen müssen. Es gibt immer Tage, an denen mehr oder weniger Strom verbraucht wird. In dieser Tagesdynamik liegt noch viel Potenzial.“

Das Kabelwerk Muckenhaupt & Nusselt hat nach Angaben von Christian Lehmann, Umweltschutzbeauftragter des Unternehmens, schon sehr lange Erfahrung im betrieblichen Umweltschutz und früh erkannt, dass die Themen Energieeffizienz und Ressourceneffizienz wichtig sind und in Zukunft bei steigenden Preisen noch wichtiger werden. Die Teilnahme am Projekt sei daher nur folgerichtig. „Es geht uns aber auch darum, durch unsere Teilnahme zu zeigen, dass das, was da entwickelt wird, in einem normalen produzierenden Unternehmen im Bergischen funktionieren muss. Die Praxistauglichkeit muss sichergestellt sein.“

„Happy Power Hour – Strom“ hat eine Laufzeit von 1,5 Jahren und endet im Sommer 2015. Das Projektvolumen beträgt rund 540.000 Euro. Aus Sicht von Jochen Stiebel, Geschäftsführer der Neuen Effizienz, leistet es einen wichtigen Beitrag zur Integration der erneuerbaren Energien und damit auch zur Erreichung der CO2-Minderungsziele, die die Landesregierung vorgegeben hat. Mindestens ebenso bedeutsam sei aber auch die verstärkte Nutzung Bergischer Kompetenzen in der Unternehmerschaft und deren systematischer Ausbau. „Das Projekt ist ein Paradebeispiel, wie vermeintlich kleine Unternehmen, wie die Firma EXOR, mit der großen Universität zusammenarbeiten können und dadurch Wirtschaft und Wissenschaft voneinander profitieren,“ so Stiebel.

www.neue-effizienz.de

Kontakt:
Jochen Stiebel
Geschäftsführer der Neuen Effizienz
Telefon 0202/31713134,
E-Mail stiebel[at]neue-effizienz.de

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